Liebe LeserInnen!
Corona hat uns weiterhin fest im Griff! Meine Arbeit als sexological Bodyworker kam praktisch völlig zum Erliegen. Tanzen, mein liebstes Hobby ist nicht erlaubt. Eislaufen schon. Diese Ungerechtigkeit nehme ich nicht hin, sondern veranstalte sogenannte Tanzkundgebungen mit Martin Steixner. Mehr dazu hier. Allerdings erfordert die Auseinandersetzung mit Politik, das Finden geeigneter Plätze und die Organisation mit Martin Steixner viel Energie, so dass ich kaum Zeit habe, den Blog hier weiterhin zu befüllen. Daher ist erst mal Pause angesagt mit weiteren Beiträgen hier. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! wir lesen uns!
0 Kommentare
Willkommen zum 3. Teil des Blogbeitrags zum Thema Grenzen - Grenzenlos!
Danke sehr für eure Rückmeldungen bisher! Wenn ihr die Kommentarfunktion unten nutzt, können alle eure Beiträge lesen, sofern ihr das natürlich wollt. Diesen letzten Teil widme ich den Menschen, die uns am nahesten kommen: Familie/Bezugspersonen/PartnerInnen. Besonders Familienmitglieder kennen uns gut, denn wir wachsen meist über viele Jahre miteinander auf. Wir kennen die Stärken und Schwächen des jeweils anderen. Wir drücken die passenden Knöpfe manchmal unbewusst und manchmal mit voller Absicht. Wir sind oft gezwungen im miteinander die Grenzen, die wir gern weiter hätten noch enger zu stecken. Gemeinsam in einem Zimmer, die Musiklautstärke des anderen aushalten obwohl wir es lieber ruhig hätten .... Da bleiben müssen, obwohl wir lieber weglaufen würden. Egal ob Geschwister, Eltern oder andere Bezugspersonen, wir können unsere Grenzen nicht immer im Aussen so setzen, wie wir es gerne hätten. Das setzen der Grenzen erfolgt dann im Innen: weg beamen, abschalten, den Fokus auf ein einziges Ziel richten, um alles andere ausblenden zu können - klingt meditativ, ist es aber nicht unbedingt ;-) Im Aussen sieht es dann so aus, als würde uns die Situation nichts ausmachen, nicht berühren, aber dem ist nicht so. So werden wir auf der einen Seite dazu gezwungen, Fähigkeiten zu entwickeln, die uns im späteren Leben als Erwachsener hilfreich sind: BEVOR wir unsere Grenzen nach Innen verschieben müssen, rechtzeitig Im Aussen so reagieren, dass ein Streit nicht eskaliert, indem wir versuchen, irgendwie aus der Situation gehen ... Auf der anderen Seite können beim Verschieben der Grenzen nach Innen Verletzungen auftreten, die langfristige Folgen haben, wenn eine Reaktion im Aussen nichts bewirkt oder gar nicht mehr möglich ist. Besonders wenn die Grenzüberschreitungen mit Regelmäßigkeit erfolgen. Kinder nehmen prinzipiell einmal jede Situation so an, wie sie ist und hinterfragen erst mit zunehmender Erfahrung. Sie sind daher besonders gefährdet in solchen Situationen. Jugendliche tun sich da etwas leichter, haben aber auch nicht immer die Möglichkeit, solchen Situationen zu entfliehen. Bei sexological Bodywork ist es für mich eine der größten Herausforderungen, mit Überschreitungen äusserer Grenzen zu arbeiten, die eine Person dazu gebracht haben, ihre Grenzen nach Innen zu verschieben und somit einen Teil des Körpers "abzuschalten" bzw sich selbst vom Körper abzuspalten. Gewisse körperliche Reize werden nicht mehr als solche wahrgenommen. Solche KlientInnen waren oft richtige Arbeitstiere: Überstunden ohne Probleme, zuhause auch noch rackern für die Familie ohne murren, kaum Ansprüche in der Partnerschaft, ......nie krank, aber häufig Muskelverspannungen im Körper. Der größte Schatz den ich mit den Klientinnen dabei entdecken durfte war, dass wir feststellten, dass der Körper immer noch reagiert, selbst wenn es minimal ist und wir es gar nicht bewußt wahrnehmen. Zwischen 3 und 7 Sitzungen benötigte es im Schnitt, um mit Personen die Grenzsetzung wieder von Innen nach Aussen zu verschieben und rechtzeitig angemessene Reaktionen zu setzen. Bei einigen Personen bewirkte das massive Veränderungen im Lebenslauf! Während es bei Familienmitgliedern nicht unbedingt die Sehnsucht gibt, völlig angenommen zu werden, ist das bei unseren PartnerInnen anders. Wir wollen nicht nur so sein, wie wir eigentlich sind, wir wollen auch geliebt werden, wenn wir uns selbst nicht ausstehen können. Das bringt uns einerseits dazu, unsere nicht so netten Seiten zu zeigen und andererseits bringt es uns dazu, unsere Schutzwälle runter zu fahren. Wir wollen darauf vertrauen, dass unserE PartnerInnen uns dennoch liebevoll und mit Respekt behandelt, egal ob sie mit unserem Verhalten gerade einverstanden sind oder nicht. Dabei suchen wir uns oft genau die PartnerInnen, wo unsere tiefsten Wunden berührt werden. Fast so, als wollten wir mit diesen Personen Heilung erfahren, indem wir ihnen die Möglichkeit geben uns nicht mehr so zu behandeln, wie wir es in der Vergangenheit erfahren haben. Denn die meisten Verletzungsmuster, denen wir in Partnerschaften folgen, haben ihren Ursprung in der Kindheit. Wir hoffen, dass Veränderung im anderen statt findet, so dass ich letztendlich offen und verletzlich bleiben kann und meinE PartnerIn dies zu schätzen weiß, anstatt mich zu verletzen. Ich mußte die Erfahrung machen, dass viele Menschen mit schonungsloser Ehrlichkeit/Offenheit nichts anfangen können. Selbst wenn man mit diesen Menschen in Partnerschaft lebt. Sich öffnen ist gut und schön, aber es braucht Zeit und vor allem ist es wichtig, dass das Gegenüber sich dieses Vertrauen auch verdient. Und selbst dann gibt es keine Garantie! Unsere Partnerschaften sind oft mit einem Handel vergleichbar: du schaust auf mich und ich schau auf dich - und WEHE du machst deinen Job nicht richtig! Man sieht das gerade sehr gut an der Corona Diskussion. Manche Trends finde ich gefährlich, wenn sie nicht professionell angeleitet werden. Bonding zB kann eine sehr wunderbare Sache sein, wenn man zugleich lernt, die eigenen Grenzen zu wahren. Sich jedeR Person völlig hinzugeben und alles mitzumachen, kann in einer Katastrophe und tiefen Verletzung enden. Durch die Kontaktimprovisation durfte ich klar lernen: DU bist für dich selbst verantwortlich. Niemand sonst! DU bist der einzige Mensch, der immer für dich da ist. Tag und Nacht, 24/7 ..... Übertrage die Verantwortung nicht an jemand anderen! Ich wünsche euch einen schönen Sonntag! liebe Grüße, Werner |
Ing. Werner Flasch, BA
Jahrgang 1966, in der Beratung tätig seit 2000. Archiv
März 2021
Kategorien |