Heute nähern wir uns dem Thema Grenzen in der zwischenmenschlichen Begegnung.
Unsere Grenzen werden durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst. Aber ganz entscheidend dabei ist: Wie auch schon die Normalität du selbst bestimmst, ist es ebenso bei den Grenzen. DU entscheidest, wen du, wann, wie nahe an dich heran läßt. Was du, von wem mit dir machen läßt. Was du noch mitmachst und wo du aussteigst. Ja, die kulturelle Gemeinschaft, Normen und Gesetze die Zeit in der wir leben, all das gibt uns auch gewisse Grenzen vor. Aber es greift normalerweise nicht so sehr in unser Privatleben ein, wie wir das gerade mit Corona erleben. Menschen, die ich normalerweise in aller Öffentlichkeit umarmt hätte, darf ich nun plötzlich aus 2 m Abstand begrüßen. Handschlagqualität gibt es nicht mehr, höchstens Augenaufschlag .... Die Grenzen unserer Offenheit werden uns derzeit "verordnet". Doch letztendlich kann dich niemand dazu zwingen, deine persönlichen Grenzen so zu setzen, wie du es für angemessen findest. Möglicherweise musst du dir einen Raum schaffen, der sicherer ist und mehr abgeschirmt als der öffentliche Raum. Und manches wird dir ohnehin in der Öffentlichkeit gar nicht in den Sinn kommen. Woran merken wir denn überhaupt, dass wir an unsere Grenzen kommen? Ihr kennt wahrscheinlich das 3 Zonen Modell? Da gibt es die Komfortzone: Hier fühlen wir uns sicher. Es ist uns alles bekannt. Nichts das geschieht, kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Oft erleben wir das, wenn es gewisse Routinen gibt, die wir lange geübt haben und gewohnt sind. Wir fühlen, dass wir die volle Kontrolle haben. zum Beispiel kann (normales) Autofahren im Strassenverkehr so eine Komfortzone sein oder der Job, den du jeden Tag verrichtest. Wir sind von unseren Grenzen weit entfernt. Dann gibt es die Lernzone: hier fühlen wir uns nicht mehr so sicher wie in der Komfortzone. Manches ist neu, manches noch vertraut. Wir haben aber immer noch das Selbstvertrauen, dass wir die Situation meistern können. Die Erfahrungen die wir hier machen, versetzen uns zwar in einen zustand der Aufregung/Erregung, aber immer noch positiv. Wir wollen sozusagen noch dran bleiben. Wir wissen, dass alles was wir hier lernen in Zukunft zu unserer Komfortzone werden kann. Wir haben über einen gewissen Bereich noch die Kontrolle. Als Beispiel kann hier Autofahren im Offroadbereich gesehen werden. Beim ersten mal, werde ich wahrscheinlich etwas unsicher sein, doch mit der Zeit werde ich sicherer. Es kann auch ein Zwischenfall in der Arbeit sein, der dich überrascht und der nicht alltäglich ist. Gibt es zu viele neue Einflüsse in einer Situation, kann es sein, dass wir in die Angstzone geraten: Der Lerneffekt kann hier ebenfalls sehr groß sein, es besteht jedoch die Gefahr, zukünftig solche Situationen zu meiden, wenn sie überfordern. Wir machen hier vor allem die Erfahrung von völligem Kontrollverlust. Springe ich zB mit dem Fahrzeug über eine Rampe und baue dabei einen Unfall, werde ich das wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr tun. Gerate ich zu oft in die Angstzone kann dies darüber hinaus dazu führen, dass ich mich völlig auf meine Komfortzone zurück ziehe und in Zukunft überhaupt vermeide, an meine Grenzen zu gehen. Entwicklung ist nur möglich, wenn wir unsere Grenzen immer wieder überschreiten. Sachte, achtsam. Den Rahmen in dem dies erfolgt können wir (meistens) mitbestimmen. Und je mehr die Situation mit uns persönlich zu tun hat, umso mehr sollten wir dem Augenmerk geben. Unsere heutige Zeit ist schnelllebig. In 1 Minute habe ich die Pizza bestellt, in 1 Sekunde den Post geliked, in einem Moment das Foto nach links gewischt ..... Solche Sachen bringen dich wahrscheinlich nicht aus der Komfortzone. Meist sind es Menschen, die das schaffen. Diejenigen, die uns besonders nahe sind, schaffen das oft besonders leicht. Darüber mehr im nächsten Blog! Bis dahin freue ich mich über eure Rückmeldungen!
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Liebe, Intimität, Sexualität heute.
Ich bedanke mich für eure Rückmeldungen und Anregungen. Es ist gar nicht so einfach, zu den Themen so zu schreiben, dass alles so rüber kommt, wie ich es meine. Und vor allem ist es eine echte Herausforderung, dran zu bleiben! Eure Rückmeldungen helfen mir dabei sehr. Damit ihr wißt, was euch in diesem Blog in Zukunft erwartet, gibt es heute den Versuch einer Strukturierung und eine Vorausschau auf Themen, die ich geplant habe: Struktur: Bisher gab es keinen roten Faden, mit dem ich meine Blogs verbinde. Den soll es aber zukünftig geben, sofern es paßt. Prinzipiell stammt alles was ich hier erzähle/schreibe, aus eigenen Erfahrungen bzw aus dem Erfahrungsschatz der Menschen mit denen ich seit meinem Einstieg in den Beratungsbereich vor mehr als 20 Jahren gearbeitet habe. Der Schwerpunkt betrifft hierbei Erfahrungen, die in Partnerschaft/Beziehung gemacht wurden, wobei hier keine Einschränkung auf monogame, heterosexuelle Beziehungen gegeben ist! Und da ich mich vor 2 Jahren entschieden habe, mit sexological Bodywork zu arbeiten, wird auch dies vermehrt einfliessen. Es wird daher zukünftig eine Einleitung zum Thema geben, dann Erfahrungen aus meinem Umfeld und natürlich auch, ob bzw wie weit hier sexological bodywork zum Thema beitragen kann. An den podcasts arbeite ich noch, da ich euch auch gute Tonqualität bieten möchte. Das wird aber wohl noch eine Weile dauern. Folgende Themen sind bisher geplant, wobei die Aufzählung nicht vollständig ist und die Reihenfolge keine Bedeutung hat. Was ist LIEBE? Was ist INTIMITÄT? Was ist SEXUALITÄT? Umgang mit Grenzen. Kontaktimprovisation - Tanz durchs Leben Das (b)anale Wohlbefinden. Tantra, ein persönlicher Eindruck BDSM, mehr als 50 Grautöne Sexuelle Liebe auf göttliche Weise (Barry Long, der Vater von "slow sex") Beziehungskonstellationen Missbrauch Es wird nicht immer ein einzelner Blog genügen, um ein Thema angemessen zu behandeln, daher wird es vereinzelt auch mehrere Teile eines Blogs geben. Des Weiteren ist noch unklar, ob ich diesen Blog weiterhin wöchentlich machen werde. Außerdem gibt es bereits zahlreiche blogs und Webseiten wo es viel und gute Informationen zu verschiedenen Themen gibt. Falls ihr weitere Themen wünscht, einfach melden bzw falls euch bestimmte Themen unter den Nägeln brennen, lasst mich wissen, welche Themen ihr vorrangig behandelt wissen wollt. ;-)† Zum reinschmökern hier ein paar Bücher, die ich unter anderem im Rahmen meiner Ausbildung gelesen habe: Barry Long Deine Liebe Leben Vorträge von Barry zu den Themen Liebe. Sexualität, Beziehung. Vom Sex zur Liebe. Barry Long sexuelle Liebe auf göttliche Weise eine revolutionäre Lehre von der physischen Liebe auf göttliche Weise, die zu einer tiefgreifenden Transformation führt. David Schnarch: Die Psychologie sexueller Leidenschaft: Es gibt einen Zusammenhab zwischen Persönlichkeit und Sexualität. Guter Sex braucht persönliche Reife. Harmonischer Stillstand bedeutet das Ende der Partnerbeziehung. John Gray Männer sind anders, Frauen auch Zum besseren Verständnis zwischen Mann und Frau Kerry & Diane Riley: Tantra-Sex Geheimnis und Extase Praktische Techniken und neue Möglichkeiten für mehr Sex, intensivere Orgasmen, körperliche und seelische Erfüllung. Laura Davis Verbündete Ein Handbuch für PartnerInnen sexuell mißbrauchter Männer und Frauen Dazu auch eine gute Webseite: mainguyen.de Mai bietet dazu einige sehr interessante Podcasts. Jack Morin Anal pleasure&health (englisch) Anale Erotik von grund auf Pauline Reage Die Geschichte der O DAS Meisterwerk der Erotik, was BDSM betrifft. Franklin Veaux und Eve Rickert More than two Mehr als zwei: Ein praktischer Leitfaden zur ethischen Polyamorie über einvernehmliche, nicht monogame Beziehungen. Gary Chapman: Die fünf Sprachen der Liebe Lernen sie die persönliche Liebessprache dessen, der ihnen am meisten bedeutet und wenden sie diese an. Bis zum nächsten Mal! liebe Grüße, Werner Willkommen zum Blog Beitrag der ersten Jännerwoche!
Heute widme ich mich dem Thema Normalität. Was ist normal in der Liebe, Intimität, Sexualität? Die Antwort auf diese Frage ist einerseits sehr einfach zu beantworten und andererseits kann die Antwort sehr komplex ausfallen. Die einfache Antwort lautet: Normalität ist, was DU daraus machst! DU entscheidest, was für dich normal ist. Mit welchem und wie vielen PartnerInnen du lebst, wo du lebst, wie du lebst, wie du deine Sexualität gestaltest! Wann du mit wem intim wirst. Egal was die anderen denken, sagen, tun. DU legst deine Normalität fest. Wichtig ist, dass es für dich und die Liebsten in deinem Umfeld paßt. Ein Mann erzählte mir im Rahmen eines Interviews zu Polyamore: Mittlerweile ist es völlig normal, wenn ich zum Feuerwehrfest mit meiner Frau UND meiner Freundin gemeinsam komme. Wenn du ausdauernd lange genug dabei bleibst, wird die Welt es irgendwann als Normalität anerkennen. Oder du machst genug Werbung dafür. Geht auch, ist aber teurer. Die komplexe Antwort berücksichtigt mehrere Aspekte. Normalität wird definiert durch das Individuum selbst: Wenn ich mich zurück erinnere an meine Söhne, die ich manches mal beobachtete, wie sie einfach vor sich hin spielten, völlig bei sich waren und einfach taten, was sie taten, ohne zu hinterfragen oder sich um andere zu kümmern, so verhielten sich diese Kinder normal (aus ihrer Sicht betrachtet). Natürlich gab es Momente wo ich einschreiten musste, wenn sie "nicht normal" agierten, zB den im Sand vergrabenen Katzenkot genüsslich zwischen den Fingern zu zerdrücken ..... Aus Sicht der Kinder war das normal. Es gab keine Scham, kein Schuldbewusstsein. Das, was wir von klein auf lernen (auf welche Art auch immer) ist für uns normal. Es wird nicht hinterfragt und schon gar nicht, wenn ein ganzes System es "so" macht. Ich wuchs mit Gewalt auf, genau so wie die Nachbarstochter nebenan und wie der Nachbarsjunge ein Stockwerk über mir und wie mein Freund im Nachbarhaus. Es war für uns normal, geschlagen zu werden. Erst das kennenlernen einer Familie, wo es keine Schläge gab, zeigte, dass es auch alternative Handlungsmöglichkeiten gibt. Dennoch waren für mich Schläge lange Zeit weiterhin normal, bis die Vergleichsgruppe der nicht geschlagenen Menschen in meinem Umfeld größer und größer wurde. Und es wurde klar ... Normalität wird definiert durch die kulturelle Gemeinschaft: Um genau zu sein, wird es definiert durch die (kulturelle) Gruppe in der ich mich bewege: Das was viele (alle) tun, ist für uns normal. Selbst wenn wir es vorher nicht getan haben. Wir essen irgendwann mit Messer und Gabel statt mit Fingern. Wir wischen uns den Hintern mit Papier. In anderen Kulturen (zB Indien) ist es normal, sich mit der (linken) Hand den Po zu wischen - ganz ohne Papier. Ich verkehre in einem Freundeskreis, wo wir uns zur Begrüßung umarmen (zumindest haben wir das getan, bis Corona kam ...). Bei meinen ArbeitskollegInnen tue ich das nicht. In Japan verneigt man sich zur Begrüßung voreinander. Die kulturellen Gruppen unterscheiden sich und wir verstehen es zunehmends unser Verhalten an diese Gruppen anzupassen, wenn wir uns von einer Gruppe zur anderen bewegen. Unser Normalitätsbegriff verändert sich mit diesem Wechsel zwischen den Gruppen. Normalität wird definiert durch die Zeit in der wir leben: Homosexualität war in der Antike normal. Im Mittelalter wurden Schwule verbrannt. 1977 fand sich Homosexualität noch im ICD9 als Krankheit. Gewalt ist in Österreich seit 1989 als Erziehungsmittel verboten. Jede Zeit hat ihre eigene Normalität. Normalität wird definiert durch Normen und Gesetze: Seit dem ICD10 ist es für uns auch schriftlich: Homosexualität ist keine Krankheit und wurde somit zur Normalität. Seit 1918 ist es normal, dass Frauen wählen. Du darfst nur eine Frau heiraten, siehe Ehegesetz § 8 Doppelehe: Niemand darf eine Ehe eingehen, bevor seine frühere Ehe für nichtig erklärt oder aufgelöst worden ist.“ Oder man darf doch mehr Frauen heiraten wie man dem Koran, Sure 4, Vers 3 entnimmt “(...) dann heiratet Frauen, die euch genehm dünken, zwei oder drei oder vier; (...)“. Die Normalität von Liebe, Intimität, Sexualität lässt sich nicht festlegen. Normen, besonders wenn sie in verschiedenen kulturellen Kreisen unterschiedlich sind, sind manchmal schwer für uns zu verstehen. Vieles, das wir "nicht normal" bezeichnen, ist für gewisse soziale Gruppen völlig normal. Ob es nun Christen, Moslems, Österreicher, Inder, Heteros, Schwule, polyamor lebende Menschen, BDSMer oder Tantriker sind. Schwule mussten jahrelang darum kämpfen, nicht mehr diskriminiert zu werden. Tantriker werden oft belächelt oder als sexhungrig hingestellt. Polyamor lebende Menschen hören oft genug "dir gehts ja nur um Sex". BDSMer sind krank, da sie ja nur schlagen bzw geschlagen werden wollen. Solche Vorurteile kommen meist von Menschen, die keine Ahnung von der Materie haben, die sich nicht mit diesen Gruppen auseinander setzen (wollen). Das ist auch ok. ACHTE darauf, mit welchen Menschen du dich umgibst! Akzeptieren sie DEINE Normalität? Eine Freundin, die mit 2 Männern zusammen lebt, hörte von ihrer Therapeutin: Nein, das geht nicht, da müssen sie sich schon für einen entscheiden ... Spätestens jetzt sollte dir klar sein: Du hast da draussen wahrlich genug an Möglichkeiten, dir Normalität vorschreiben zu lassen. Durch die Gesellschaft, durch Gesetze, Normen, Regeln usw. Doch eines ist ganz wesentlich: Normalität wird nur dann zu Normalität, wenn sie auch als Normalität gelebt wird! Finde Normalität für dich und deine Liebsten. Und LEBE sie. Auf DEINE Art. Willkommen zum heutigen Blog-Beitrag!
Um sich klarer zu werden, wie sich Liebe, Intimität und Sexualität heute darstellen, ist es sinnvoll auch mal einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Heutige Beziehungskonzepte und Rollenbilder haben sich ja nicht über Nacht gebildet, sondern es war (und ist zum Teil noch immer) ein langwieriger Kampf um Anerkennung und gegen Diskriminierung, wie man am Beispiel der Schwulenbewegung unschwer feststellen kann. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit zum Thema "Herausforderungen an die professionelle Beziehungsberatung" habe ich einzelne Aspekte beleuchtet. Den ausführlichen Text kann man gerne in meiner Arbeit nachlesen, zu finden unter https://www.wernerflasch.com/coaching-in-bewegung.html Den gekürzten/überarbeiteten Text gibts unterhalb der ******* Zeile. Obwohl es also zahlreiche zum Teil sehr massive Veränderungen gegeben hat, die auch großteils positiv gesehen werden können, ist immer noch viel zu tun. Vor allem sorgten die zahlreichen Veränderungen an verschiedenen Fronten nicht unbedingt für Klarheit, sondern oft für Verwirrung unter den Geschlechtern, besonders den Mann. Das Rollenbild des Mannes ist kein starres Bild mehr, sondern ständiger Veränderung und Anpassung unterworfen. Und es sieht nicht so aus, als wäre dies durch Corona jetzt mal im downlock. Es sind zunehmend Männer gefragt, die auf der einen Seite sehr wohl kraftvoll zupacken, eine klare Richtung vorgeben können und auf der anderen Seite verletzlich, berührbar und offen sind. Diese Offenheit gegenüber Frauen zu zeigen, fällt uns leichter (besonders dann, wenn wir damit "besser" ankommen), als gegenüber unseresgleichen, den wir oft als Konkurrenten wahrnehmen. Ein neuer Typ Mann kam zu den Machos Softies usw dazu ... der "Frauenversteher". Dabei versteht er oft nicht mal sich selbst. Die erfolgten Veränderungen vergangener Jahre mögen einen Dialog zwischen Mann und Frau gestartet haben. Es hat sich sehr viel in sehr kurzer Zeit verändert. Einzelne Generationen hatten kaum Zeit, die Veränderungen richtig zu verinnerlichen. DAS wäre aber mal ein guter Ansatz: Verinnerlichen, anstatt im Aussen schon wieder weiter zu hecheln. Frauen sind heute nicht mehr abhängig von ihren Ehemännern und sind in der Findung ihrer neuen Rolle den Männern voraus, die immer noch fassungslos zwischen dem alten "sicheren" (weil bekannt und bewährt!??) Konzept und dem neuen "unsicheren" (weil unbekannt?) Konzept hin- und her wanken. Wohl auch, weil sie im alten Konzept mehr Macht und Kontrolle hatten. Und dieser drohende Machtverlust dürfte auch ein Grund sein, wieso ich in der Beratung fallweise Männer erlebe, die verzweifelt versuchen, ihren Partnerinnen das alte Konzept nach wie vor aufzuzwingen. Und es dürfte ein Grund sein, wieso viele dieser Partnerinnen sich massiv gegen ihre, ebendiese Männer zur Wehr setzen. Ausnahmslos ALLE Männer, die dies in ihren Beratungen thematisiert haben, schildern, dass sie zwar mit ihrer Partnerin über alles reden könnten, dies aber oft nicht tun, weil sie immer noch das Bild in sich tragen, sie müssten doch eigentlich über alles Bescheid wissen: "Ich bin der Mann und ich weiß, wo es lang geht". Egal auf welchem Feld ... Glücklicherweise bekomme ich auch Rückmeldungen, dass dort, wo man(n) diesen Schritt wagt, die Frau mit wesentlich mehr Verständnis reagiert, als erwartet. Dazu hat die Psychotherapie sicherlich einiges beigetragen und auch Männergruppen leisten viel Veränderungsarbeit, doch reden alleine bringt langfristig nicht weiter. Es ist Zeit, sich endlich offen und schonungslos ehrlich zu begegnen, wie es Barry Long in seinen Büchern "sexuelle Liebe auf göttliche Weise" und "Deine Liebe leben" schreibt. Und das ist ganz schön schwer, wie mir meine eigenen Erfahrungen und auch die vieler anderer Männer zeigen. Was mir leider auch in diversen Workshops begegnet ist, ist der Typ Mann, der so von sich überzeugt ist, dass er völlig resistent gegenüber Beratung oder Kritik ist. Selbst wenn sie im Rahmen des Workshops von Betroffenen kommt .... die sind dann halt nicht kompetent genug ... Natürlich kann die Findung der neuen Männer-Rolle nicht ohne Frauen-Beteiligung erfolgen! Wieso sollten sich lediglich Männer darüber unterhalten, was ihre Frauen brauchen? Deswegen arbeite ich auch mit Paaren. Ist sinnvoller. Ist kein Ratespiel. Bringt rasch sichtbare Ergebnisse! Danke für Rückmeldungen! Werner PS: Ich bekam Rückmeldungen mit dem Wunsch nach podcasts. Sollte ich mehrere weitere Wünsche in diese Richtung bekommen, ziehe ich es in Erwägung, euch zusätzlich mit meiner Stimme zu erfreuen ;-) ****************************************************************** gekürzter und überarbeiteter AUSZUG aus der Bachelorarbeit: Veränderungen partnerschaftlicher Beziehungen in deutschsprachigen Ländern: als größte Veränderung in der Gesellschaft wird die Entstehung der Landwirtschaft angeführt, die Auswirkungen auf Gesellschafts- und Familienstrukturen, Religion, Art und Wahrscheinlichkeit kriegerischer Auseinandersetzungen, die Lebensspanne und auch die Sexualität hatte. Zum Beispiel: Rechtliche Veränderungen Soziale Beziehungsformen, die sich im Lauf der Geschichte bildeten, waren oft erst dann in der Gesellschaft anerkannt und hatten rechtlichen Anspruch, wenn sie gesetzlich festgehalten wurden, wie zum Beispiel das Ehegesetz, das mittlerweile 130 Paragraphen umfasst. Die Sexuelle Revolution in den 70er-Jahren, schaffte es, dass • der voreheliche Geschlechtsverkehr eher akzeptiert wurde. • offene Ehen und Gruppensex thematisiert wurden. • die Scheidungsrechte angepasst wurden. • nicht verheiratete Paare leichter eine Wohnung bekommen konnten. • Sex auch privat zu einem Thema wurde, über das gesprochen wurde. Veränderungen in der Lebenserwartung, Lebensstruktur Die steigende Gesundheit der Bevölkerung hat Einfluss auf Veränderungen in der Gesellschaft. Verantwortlich dafür zeichnen unter anderem Fortschritte in Medizin, Hygiene, Nahrungsmittelversorgung und der allgemeinen politischen und industriellen Entwicklung, die dazu beitrugen Katstrophen, wie Kriege zu verhindern und einen gesünderen Lebensstil zu fördern. Die Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften sei zurückzuführen auf: • die Liberalisierung der Sexualmoral, • eine vereinfachte Empfängnisverhütung, • die gewachsene öffentliche Akzeptanz alternativer Lebensformen, • längere Ausbildungszeiten, • nachlassende Verbindlichkeit religiöser Bindungen. Veränderungen der Rollenbilder Die sexuelle Orientierung hat ebenso Veränderungen erfahren, die besonders bei nicht-heterosexuell orientierten Menschen wie Schwulen, Lesben und Bisexuellen in einer heterosexuell geprägten Gesellschaft zu Ausgrenzung führt. Veränderungen im Leben von Sexualität, sexueller Orientierung Die Ehepartner wurden zunehmend frei gewählt und im 19. Jahrhundert gipfelte dies in der Liebesehe, wo die sexuelle Leidenschaft Mann und Frau in der ehelichen Bindung zu einer Einheit verschmelzen lässt. Doch es gab damals auch bereits erste Gegenentwürfe und Kritik an der bürgerlichen Ehe. Im 20. Jahrhundert wurde der Begriff der freien Liebe populär gemacht. Während der Zeit der sexuellen Revolution in den 70ern bildeten sich diverse Kommunen, wo bereits mit verschiedenen Beziehungsformen und auch sexuell experimentiert wurde, wie zum Beispiel die Otto-Mühl-Kommune in Österreich oder Sandstone in den USA. Ähnlich frei in der Sexualität waren die ersten offiziellen Swinger der Welt. Dies waren amerikanische Kampfpiloten, die in eigens gegründeten Clubs eine Art Stammes-Bindungsritual vollzogen, in dem die Übereinkunft getroffen wurde, dass die überlebenden Piloten sich um die Familien der Gefallenen kümmern wurden. Dies erfolgte unter anderem auch durch Partnertausch. Bis 1953 hatte sich diese Clubs bereits in Wohnviertel ausgedehnt. Veränderungen der gesellschaftlichen Moralvorstellungen, Werte und Normen Eine Aufzählung, was von vorhergehenden Generationen übernommen wurde und die Gesellschaft bis heute beeinflusst: Filme, Romane und auch wissenschaftliche Ratgeber, die sichere, langandauernde und harmonische Paarbeziehungen zwischen Mann und Frau versprechen. Emotionale Sicherheit, die als Nest beginnt, wird zum Käfig, der Wunsch nach inniger Verschmelzung, ja Auflösung im anderen weicht mit der Zeit der Klarheit, dass es definitiv zwei verschiedene Wesen sind, die dies auch durchaus entsprechend dramatisch inszenieren. Es benötige die Klarheit, dass Treue nichts damit zu tun habe, mit wem man schläft, sondern dass Treue Hingabe, Respekt und Verantwortlichkeit bedeutet und man sich um das eigene Wohlergehen genau so sorgt, wie um das von FreundInnen und PartnerInnen. Filme wie der am 2. September 2018 in ServusTV gezeigte „Mythos Monogamie“ (Servus TV, 2018), tragen ebenfalls dazu bei, Moralvorstellungen, Werte und Normen zu hinterfragen und sich für neue Beziehungskonzepte zu öffnen. Herrmann (2010, p. 115f) fasst wesentliche Punkte zusammen, die unter anderem auch zu neuen Entwürfen von Partnerschaften und Lebensformen führten: • Die Abkehr von den Ansprüchen traditioneller Glaubens- und Weltanschauungssysteme. • Die Abkehr vom überkommenen Prinzip der exklusiven Paarbindungen und Monogamie. • Die Entkopplung von Ehe und Sexualität. Dies ist ebenfalls in Österreich merkbar, wo seit 1960 die Scheidungsrate von 13,9% auf 46,38% im Jahr 2005 anstieg und seither unter leichten Schwankungen auf ungefähr 41% stehen bleibt. Die Zahl der Singlehaushalte ist zwischen 1985 und 2017 kontinuierlich beinahe um das Doppelte auf 1,4 Millionen angestiegen. Scheidung ist kein Stigma mehr und Kinder sind ebenfalls kein zwingender Grund mehr, eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Bei einer statistischen Lebenserwartung von weiteren 20 Jahren im Alter von 65 ist die Frage berechtigt, wie man sein weiteres Leben gestalten will. |
Ing. Werner Flasch, BA
Jahrgang 1966, in der Beratung tätig seit 2000. Archiv
March 2021
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